Kybernetik, Heilung und Entwicklung
Die Aufgabe
“Organismen werden durch ihren Stoffwechsel aufrechterhalten: die Aufnahme, Umwandlung und Abgabe von Energie. Ihre Lebensfähigkeit hängt davon ab, wie diese Stoffwechselenergie für Überleben, Wachstum und Fortpflanzung genutzt wird.”
Burger et al., Toward a metabolic theory of life history, 2019
Wie schaffen offene komplexe Systeme wie der menschliche Organismus Ressourcen, also zunächst einmal Energie, zu maximieren?
Die Ausgangslage: Homöostasefähigkeit
Schon vor dem Zeitpunkt der Geburt ist der menschliche Organismus zur Homöostase fähig.
Das Ziel: Allostasefähigkeit
Die Fähigkeit zur Allostase muss im Laufe des Lebens erworben werden. Deren Erwerb hängt von dem Erhalt von Schlüsselreizen und Schlüsselressourcen ab, die aber durch eigene Leistung zu sinnvollen kybernetischen Fähigkeiten verarbeitetet werden müssen.
Homöostase versus Allostase
Zur Vertiefung: was die Forschung sagt
1. Biologische Heilkybernetik
In diesem auf akademischem Niveau gehaltenen Einführungstext wird der menschliche Organismus als offenes komplexes System vorgestellt, welches kybernetisch gesteuert wird.
Es wird auf den Unterschied zwischen homöostatischer Selbstregulation und allostatischer Selbstregulation eingegangen und welche Rolle eine optimale Enwicklung bei der Erlangung der allostatischen Selbstregulation spielt.
2. Warum alle bisher bekannten Heilmethoden die Regeln des Organismus missachten…
In diesem weiterführenden Text legen wir dar, warum alle bisher bekannten Heilmethoden die Regeln des offenen komplexen Systems missachten.
Besprochen werden die Schulmedizin, das Biohacking, die Funktionelle Medizin und die klassische Naturheilkunde.
Glossar: die Sprache der Integralen Entwicklungskybernetik
Kybernetik
Die Erkennung, Steuerung und selbsttätige Regelung ineinandergreifender, vernetzter Abläufe bei minimalem Energieaufwand in einem offenen komplexen System
Offenes komplexes System
Systeme, die im Kontakt mit ihrer Umgebung stehen und sich fern vom thermodynamischen Gleichgewicht befinden. Durch diese Unterscheidung von der Umwelt können sie die Fähigkeit zur Selbstregulation entwickeln.
Homöostase
Zustand nach Selbstregulation, indem das System nach Stressreizen in den Zustand zurückkehrt, der vor der Konfrontation mit dem Stressreiz bestand.
Allostase
Zustand nach Selbstregulation, indem das System nach Stressreizen durch eine Lernerfahrung seine Fähigkeiten erweitert und sich in Zukunft besser auf die Umwelt einstellen kann.
Energiemaximierung
Fähigkeit des offenen komplexen Systems aus Ressourcen, die es von außen bekommt, ein Maximum an optimalen Fähigkeiten zu entwickeln. Diese befähigen das System dann wiederum dazu sich in Zukunft optimal mit Energie zu versorgen, bzw. Energie so effektiv wie möglich zu nutzen.
allostatische Überladung Typ 1
Zustand der Energierationierung bei Mangel an Energieressourcen durch Ausschaltung von nicht für das Überleben unmitellbar wichtigen Funktionen, mittelfristig auch Abbau von Strukturen zwecks Überlebens des Systems als Ganzes.
allostatische Überladung Typ 2
Zustand der Energierationierung ohne Mangel an Energieressourcen durch Ausschaltung von nicht für das Überleben unmitellbar wichtigen Funktionen, mittelfristig auch Abbau von Strukturen durch eine Abkoppelung von der Realität, was zu irrationalen Selbstzerstörungsmustern führt.
Emergenz
Eigenschaft durch welche die Summe der Fähigkeiten des offenen komplexen Systems sich nicht alleine aus den Fähigkeiten der einzelnen Teile erklären lässt.
Auch die Tatsache, dass hierarchisch höhere Organisationsebenen komplexer organisiert als tiefere Ebenen sind, gehört zum Phänomen der Emergenz.
Entwicklung
Ausbildung von optimalen kybernetischen Strukturen, die dazu geeignet sind eine fortdauernde Energiemaximierung im offenen komplexen System zu gewährleisten.
Ontogenese
Individuelle Ausbildung von Strukturen und Funktionen, die als Potential in der Spezies bereits angelegt sind. Im engeren Sinne betrifft das die Zeit von der Zeugung bis zur Geschlechtsreife, im weiteren Sinne die individuell fortschreitende Entfaltung menschlichen Potentials im Lauf des gesamten Lebens.
EGO
Dysfunktionale kybernetische Struktur, die chronisch in der allostatischen Überladung Typ 2 operiert. Da sie nicht upgradefähig ist, muss sie abgebaut werden, damit das ICH aufgabaut werden kann. Durch bloßes Zugeben von Ressourcen findet keine automatische Transformation zum ICH statt.
ICH
Funktionale kybernetische Struktur, die nur bei echtem Bedarf in der allostatischen Überladung Typ 1 operiert (Mangelmanagement) und ansonsten Ressourcenmaximierung betreiben kann (Überflussmanagement).
komplexes Denken
Fähigkeit Probleme aus wechselnden Perspektiven zu betrachten und dabei die für den Augenblick relevanteste Perspektive einzunehmen und danach zu handeln. Die Fähigkeit zum komplexen Denken setzt vier Entwicklungsstufen des Gehirns voraus:
- Fähigkeit korrekte Fakten wahrzunehmen (Stammhirn)
- Fähigkeit zu differenzieren/zu vergleichen (limbisches System)
- Fähigkeit zu abstrahieren (Frontalkortex)
- Fähigkeit Informationen korrekt zu vernetzen (Vernetzung Stammhirn, limbisches System, Frontalkortex)
verschachtelte Hieararchie
Unerlässliche Struktur für die optimale Steuerung offener komplexer Systeme im Sinne der Allostase. Die Ebenen der Hierarchie gehen auseinander vor, Subsysteme sind ineinander verschachtelt. Die Spitze der Hierarchie ist selbst Teil des Ganzen und ist selbständig nicht effektiv Handlungsfähig.
Natürliche Organisationsform offener komplexer Systeme. Auch die Bestandteile des Gehirns sind als verschachtelte Hierarchie organisiert.
nicht verschachtelte Hieararchie
Hierarchische Struktur, bei der jede Ebene der Hierarchie für sich steht und die Spitze für sich gesehen effektiv handlungsfähig ist. Die Spitze beherrscht auf autoritäre Weise die Basis.
Ein nicht optimal entwickelter oder traumatisierter Frontalkortex verhält sich oft so, als wäre er der Alleinherrscher im menschlichen Organismus.
Anarchie
Theoretisch denkbarer, hierarchieloser Zustand in offenen komplexen Systemen, wodurch diese dann von der Chaostheorie beherscht werden.
In der Realität bilden sich in jedem offenen komplexen System Hierarchien aus. Die Frage ist lediglich, ob diese Hierarchien von der Spitze aus unterdrückend auf die Basis wirken (nicht verschachtelte Hierarchie) oder ob sie als ein organisches Gesamtwesen agieren (verschachtelte Hierarchie).
Ein offenes komplexes System, wo alle Subsysteme gleich beschaffen und gleichwertig sind, kann nicht funktional sein. Daher existieren Anarchien in der Natur nicht.
Eine Übersicht zu den Eigenschaften des offenen komplexen System findet sich auf der Homepage dieser Seite.